Martin Hudelmaier. Neue Bilder.
—Dr. Peter Dittmann, Künstlerhaus Wien, 1973
Schon ein flüchtiger Blick auf die Motive der Bilder von Martin Hudelmaier zeigt, welch große Bedeutung dem Thema um den Menschen in seinen weitgefächerten Aspekten zugedacht wird.
Mensch, Haus, Sternbild ist die Verbindung, in der sich die elementarsten Regungen kundtun, denen seine Werke nachspüren.
Nicht anonyme Objekte, welche auf Grund ihrer Form Affektausbrüche beim Betrachter hervorrufen, sondern eine Welt der Bildzeichen erscheint vor uns, vergleichbar mit den Werken archaischer Kulturen einerseits und jenen von Miró, Klee und Baumeister andererseits.
Weit zurückreichende Faszination und umfangreiche Beschäftigung auf dem Gebiet der Astrologie sowie der Drang, die nicht sichtbaren, aber im Menschen agierenden Kräfte darstellend zu bannen, erfahren hier in besonderer Weise ihren Ausdruck.
Bei allen Bildern dominieren wenige starke Farben von aufreizender Energie: so ist etwa eine große Anzahl der Köpfe in kräftigem Rot gegeben und gegen die umgebende leuchtend gelbe Fläche abgesetzt. Jedes Grundmotiv, Kopf, Auge, Nase, ist mittels der Linie als eines von der konkreten Gegenstandswelt in die abstrakte Flächenform transponierenden Mediums erfasst und elementar formuliert. Das Prinzip, alles in linear umgrenzten Flächenformen gegeneinanderzustellen, dient hier dem Zweck, das Überindividuell-Gültige im Menschen anzudeuten, indem das Räumlich-Zeitliche ausgeschaltet wird. Daher der Charakter des Bildzeichens.
Der starke Impuls, Grundwahrheiten mitzuteilen, wird ferner in einer isolierten Zone auf den Gemälden deutlich, so sich, ähnlich den Schrifttafeln bei den alten Meistern, literarische Darstellungen befinden, welche letztlich alle zusammen gesehen werden sollten, um zu einer Aussage über die Vielschichtigkeit menschlicher Eigenheiten zu gelangen. So gesehen enthält jedes Bild eine „Teilwahrheit“ zu diesem weitgespannten Thema, das den Künstler bewegt.
Das Rätsel der menschlichen Existenz ist zu allen Zeiten durchforscht worden: dabei ist sich der Mensch immer rätselhafter geworden. Die schwer zu fassende, jedoch überall gegenwärtige Spannung im Zusammenleben der Menschen verschiedenen Charakters unter demselben bergenden Dach zieht sich als Thema wie ein roter Faden durch diese Bilder.