Text zur Ausstellung in der Galerie Tanit
München, vom 07. – 29. September 1973
—Dr. Peter Dittmann

Die in der Ausstellung vereinten Bilder von Martin Hudelmaier lassen sich in drei Gruppen einteilen:

Der Zyklus der Zwölf Häuser – entsprechend den zwölf Tierkreiszeichen;
die Historienbilder, welche auf hervorragende Eigenschaften großer Persönlichkeiten Bezug nehmen;
die kleinformatigen, an frühere Buchmalerei erinnernden Bilder der verschiedenen Menschentypen.

Alles Gegenständliche in den Bildern ist reduziert. Überall tritt uns ein Bildzeichen entgegen, welches für etwas steht. In unserem Fall für die menschlichen Eigenheiten. Diese Abstrakta sind jedoch nicht gegenständlich darstellbar. So hat Hudelmaier versucht, zu den literarischen Schilderungen Bildzeichen in immer neuen Variationen zu erfinden.

Zu allen Zeiten staunten Menschen über die Gestirne und ihre Konstellationen. In gleichem Maße aber staunten die Menschen über sich und seinesgleichen. So erklärt sich das Verlangen des Menschen, die Verschiedenartigkeit seiner Existenz einzukreisen, indem bestimmte Konstellationen mit bestimmten Merkmalen in Verbindung gebracht werden.

Jeder Kunstinteressierte kennt die Beispiele aus allen Epochen der Kunstgeschichte. Immer ist dabei das innere Anliegen gegenwärtig, rätselhafte Vorgänge zu entschlüsseln, etwas, welches im Grunde jede Art von Wissenschaft mit anderen Methoden anstrebt: Sicherheit der Systematik über die scheinbar chaotischen Dinge.
Die Bilder Hudelmaiers wollen mit ihren wenigen, immer wiederkehrenden, in ihrer Form für den Künstler typischen Farbkombinationen den Betrachter mit Hilfe eines symbolisch beschreibenden Textes zum Reflektieren über sich und die anderen zu bewegen. Das Widerstreiten zwischen der steuernden Ratio und den Elementen der Leidenschaft zeigt sich in der Wahl der Gegenüberstellung der einzelnen Farbzonen.